Silvia Mehlich betreibt seit vier Jahren den Hof Türke in Moritzburg, Sachsen. Ihre unangenehmsten Gäste waren ein Ehepaar aus Köln, das Sachsen wegen seiner “deutschen” Kultur als Urlaubsziel gewählt hatte und dabei abwertende Bemerkungen über Ausländer machte. Mehlich war sprachlos und verärgert über solche Vorurteile gegenüber ihrem Bundesland. Die Situation klärte sich jedoch, als ihre Tochter mit ihrem syrischen Freund hereinkam, woraufhin das Paar verstummte und vorzeitig abreiste. Sie hinterließen eine falsche negative Bewertung über die Heizung. Mehlich fragt sich, wie sie solche Gäste in Zukunft vermeiden kann.
Der Fall Mehlich verdeutlicht die Herausforderungen, denen Unternehmen gegenüberstehen, wenn es um gesellschaftliche Werte geht. Unternehmen müssen sich zunehmend zu Demokratie und Vielfalt bekennen, insbesondere angesichts des Aufstiegs rechtsextremer Parteien wie der AfD. Sylvia Pfefferkorn, Vizevorstandssprecherin des Vereins Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen, der über 130 Mitgliedsunternehmen hat und sich für die Integration ausländischer Fachkräfte einsetzt, kennt die Zurückhaltung vieler Unternehmen. Sie argumentieren oft, dass sie zu klein seien oder nicht in gesellschaftliche Debatten verwickelt werden möchten. Doch Pfefferkorn betont die Bedeutung eines kollektiven Auftretens gegen Rechtspopulismus, da dies den Rückhalt und die Sichtbarkeit stärkt.
Silvia Mehlich, die nach einer Möglichkeit suchte, ihre Haltung zu signalisieren, fand im Verein Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen Unterstützung. Seit einem halben Jahr Mitglied, nutzt sie deren Logo, um zu zeigen, dass in ihrer Pension alle willkommen sind. Dies sei besonders wichtig in einem kleinen Ort, in dem die AfD stark vertreten ist. Mehlich hofft, auch andere Hotels und Pensionen zu ermutigen, sich zu engagieren.
Sylvia Pfefferkorn unterstreicht, dass ein offizielles Logo Firmen Rückhalt bietet und ihnen hilft, nicht allein dazustehen. Firmen sollten sich starken Initiativen anschließen, um von stiller Kritik zum aktiven Handeln überzugehen. Dies mache den Schritt einfacher und zeige, dass man als Unternehmen nicht isoliert ist. Das Beispiel von Mehlich zeigt, wie Unternehmen aktiv für Toleranz und Demokratie eintreten können, auch in schwierigen gesellschaftlichen Umfeldern. nachlesen