Der Bundesarbeitsminister will mehr Geschwindigkeit – Worthülse oder doch eine Idee für die Unternehmen? Geschwindigkeit und parallele Prozesse. Besonders die Arbeitsaufnahme der seit März 2022 geflüchteten Menschen aus der Ukraine hat sich Minister Heil schneller vorgestellt. Und nicht nur er, wir auch. Für die Wirtschaft wäre es gut und notwendig, schneller an Fach- und Arbeitskräfte zu gelangen. Und die Jobcenter hätten deutlich weniger Ausgaben.
Wie soll der Job-Turbo nun aussehen? Ist es ein Programm, ein Projekt, eine Förderrichtlinie? Nein. Es ist eine andere Herangehensweise: Nicht mehr ein Schritt nach dem anderen, sondern mehrere zugleich. Nicht mehr zuerst Deutsch lernen, dann Anerkennung von Berufsabschlüssen, danach ggf. Anpassungsqualifizierung, dann Einstieg in den Job. Sondern im besten Falle: Mit Basis-Deutschkenntnissen die Arbeitsaufnahme und Learning by doing bzw. Quali on the Job. Wir meinen: unternehmerische Realität, auf die wir seit längerem hinweisen.
Nun macht es Sinn, gerade bei den aus der Ukraine Zugewanderten, die mehrheitlich weiblich und akademisch ausgebildet sind, den langen Weg zu gehen: Deutschkurs bis mindestens B2 und dann qualifikationsadäquater Berufseinstieg. Aber das dauert sehr lange. Und es lässt die Menschen an ihrer Perspektive in Deutschland zweifeln.
Bei allen Vorbehalten gegenüber dem Kraftausdruck „Turbo“: Gehen Sie doch mal in sich, beäugen Sie Ihr Unternehmen und überlegen Sie, ob so ein paralleler Weg bei Ihnen in der ein oder anderen Abteilung Sinn macht. Welche Mindestvoraussetzungen definieren Sie als Unternehmen? Sind vielleicht Tandemlösungen denkbar, um Sprachschwierigkeiten in der Anfangszeit zu überbrücken? Sie haben die Chance, Menschen früh an Ihre Organisation zu binden und bedarfsgerecht zu qualifizieren.
Die Förderung der Bundesagentur für Arbeit ist für Arbeitgeber breit aufgestellt. Kontaktieren Sie den Arbeitgeberservice in Ihrer Region oder fragen Sie bei den Fachinformationszentren Zuwanderung FIZUs nach – dort kennt man sich aus!
Übrigens:
Als Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist Daniel Terzenbach im Gespräch. Er ist Vorstand Regionen der BA und soll künftig Unternehmen bei der Umsetzung des Jobturbos unterstützen. Details finden Sie hier: https://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/2023/turbo-zur-arbeitsmarktintegration.html